Grenzen setzen. Die Zeitschrift „flow“ zitiert mich als Expertin

Nein sagen ohne schlechtes Gewissen – warum ist das bloß so schwer?

Journalistin Mariska Jansen hat sich genauer mit dieser Frage beschäftigt

Ich frage mich, weshalb mir das so schwerfällt, denn es passiert mir immer wieder: Ich willige ein, meiner Kollegin eine Aufgabe abzunehmen oder das Geschenk für meinen Schwiegervater zu besorgen, obwohl ich selbst alle Hände voll zu tun habe. Eine Schar Kinder will zum Spielen zu uns nach Hause kommen, und obwohl ich mich ­gerade gefragt habe, wie ich den Nachmittag mit meinem Nachwuchs überstehen soll: Ich halte die Autotür sperr­angelweit auf. Dabei ignoriere ich, dass mein Körper mir eigentlich zu verstehen gibt, erschöpft zu sein, oder dass ich schlicht keine Lust habe. Lehne ich doch mal eine ­Bitte ab, erkläre ich lang und breit, warum ich nicht kann, und entschuldige mich dafür. Ich habe Angst, unhöflich zu sein, und möchte andere nicht vor den Kopf stoßen. Was ich denke, spreche ich dann gar nicht aus, sondern flüchte mich in höfliche Formulierungen.

In sich hineinhorchen

Andrea Mergel, Autorin des Buches Achtsame Kommunikation, kann das gut nachvollziehen: „In unserer Kultur gehört es zum guten Ton, jederzeit für andere da zu sein. Für sich selbst zu sorgen, Nein zu sagen oder Hilfe auszuschlagen stehen dagegen weniger hoch im Kurs, und schon Kinder werden dazu angehalten, ,nicht so egoistisch zu sein‘.“

Häufig reden wir sofort drauflos, ohne vorher überlegt zu haben, was wir eigentlich wollen. Andrea Mergel trainiert deshalb mit ihren Seminarteilnehmern ­eine Achtsamkeitstechnik: Indem man seine Aufmerksamkeit auf den Körper lenkt, die Gedanken bündelt und tief atmet, kann man aufgewühlte Gefühle besänftigen. Auf diese Weise ist man in der Lage, tieferen Bedürfnissen nachzuspüren und souverän den nächsten Schritt zu planen – in diesem Fall eine sachliche Antwort, die uns wirklich entspricht. Achtsam zu kommunizieren bedeute nicht, jederzeit ruhig und zurückhaltend zu sein, sagt Andrea Mergel. Es befähige uns vielmehr, gut für uns ­einzustehen.

„Es kann sein, dass du durch achtsame Kommunikation freundlich und nachgiebig bist. Genauso kannst du durchsetzungsstark und hartnäckig sein, je nachdem, was du in der Situation gerade brauchst.“

Den ganzen Artikel als pdf lesen: Grenzen setzen- Text von Sarah Erdmann und Mariska Jansen, flow Nr. 37

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