Lampenfieber

Wieso hat die Natur Lampenfieber erfunden?

Lampenfieber taucht in vielen Situationen auf. Prüfungen, Vorträge, Präsentationen oder Auftritte – in vielen Situationen ist Lampenfieber aktiv. Für die Einen ist Lampenfieber positiv, für die anderen negativ. In diesem Artikel erfahren Sie, wieso die Natur Lampenfieber erfunden hat, wann es positiv und ab, wann es negativ ist.

Lampenfieber entsteht im Gehirn

Von Natur aus ist Ihr Körper mit einem Warnsystem ausgestattet. Es befindet sich tief in Ihrem Gehirn und nennt sich Amygdala oder Mandelkern. Die Amygdala ist dafür zuständig alle Sinnesreize auf Gefahr zu überprüfen. Nimmt die Amygdala Gefahr wahr, wird der Körper mobilisiert, um schnell zu fliehen oder anzugreifen.

Doch was passiert im Körper, wenn das Gehirn auf Flucht oder Angriff umschaltet?

·  Müdigkeit wird verdrängt. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, ist hellwach und hoch konzentriert. Jederzeit bereit zu reagieren. Dafür stehen andere Gefühle und Interessen hinten an.

·  Der Kreislauf wird stark aktiviert, um viel Blut und Kraft in den Beinen zur Flucht oder zum Angriff zu mobilisieren. Die Blutgefäße im Oberkörper verengen und die im Unterkörper erweitern sich. Das zeigt sich in einem erhöhten Herzschlag, kalten Händen mit gleichzeitig sehr warmer Körpermitte.

·   Wir verdauen langsamer, Hunger und Durst wird unterdrückt.

Sie merken wahrscheinlich schon: im Prinzip alles Symptome bei Lampenfieber. Aber wieso reagiert das Gehirn auf Präsentationen und Vorträge mit Lampenfieber und macht sich für Flucht oder Angriff bereit?

Warum gibt es LampenfieberSituationen, die für das Gehirn Gefahr bedeuten

Jede erkennbare reale Bedrohung der körperlichen oder psychischen Unversehrtheit stuft Ihr Gehirn als Gefahr ein. Dazu kommen noch all die Situationen, wo Ihr Gehirn nicht sicher ist, dass Sie die Situation bewältigen können. Bei solchen Gefahren wird von Ihrem Gehirn die Angriff-oder-Flucht Reaktion im Körper aktiviert. Und für Ihre Amygdala ist ganz klar: lieber einmal zu viel bereit machen, als einmal zu wenig und dabei Schaden hinnehmen. Dieses Warnsystem ist für jegliche Art von Situation und Bedrohung angelegt. Es springt an, wenn Sie plötzlich Auge in Auge im Wald einem Bären gegenüberstehen oder wenn Sie eine Präsentation halten.

Denn mal ehrlich: diese Maßstäbe zwingen die Amygdala einen Vortrag oder eine Präsentation als gefährliche Situation zu bewerten.

✓ Körperliche Gefahr: Sie als Rednerin alleine vorne und das Publikum als Gruppe vor Ihnen. Wahrscheinlich noch in unvertrauter Umgebung. Das Publikum könnte jederzeit laut werden, schimpfen oder angreifen und Sie müssten in der unbekannten Umgebung fliehen.

✓ Psychische Gefahr: Ihre Idee und das, was Ihnen am Herzen liegt, könnte auseinandergenommen oder zerstört werden. Sie als Person könnten angegriffen oder beschimpft werden. Sie wären dann alleine und ungeschützt.

✓ Es ist ungewiss, ob die Situation bewältigt werden kann.

Unterschied zwischen positivem und negativem Lampenfieber

Lampenfieber macht Sie hellwach und konzentriert. Sie möchten eine Situation bewältigen und das Lampenfieber hilft Ihnen. Mithilfe des Lampenfiebers bereiten Sie sich sorgfältiger vor und sind von Anfang an konzentriert bei der Präsentation. Sobald die ersten Minuten rum sind, Sie die Situation mehr und mehr bewältigen, lässt das Lampenfieber nach. Je öfter Sie dieselbe Situation meistern, desto weniger Lampenfieber ist noch nötig. So wirkt Lampenfieber positiv, denn es macht Sie hellwach und konzentriert und Sie lernen eine Situation zu bewältigen.

Negativ ist Lampenfieber dann, wenn es überhandnimmt und nicht zu kontrollieren ist. Obwohl Sie alle Tipps befolgen, raubt Ihnen das Lampenfieber den Schlaf. Es macht sie eher fahrig als konzentriert, lässt Ihre Stimme versagen, verursacht einen Black Out. Das Schlimmste ist, dass sich kein Lerneffekt einstellt. Selbst dreimal erfolgreich den Vortrag gehalten und trotzdem ein rasendes Herz und nächtelange Schlafstörungen.

Wie ist es bei Ihnen? Ist Ihr Lampenfieber positiv oder schon negativ?

Ursachen für negatives Lampenfieber

Lampenfieber entsteht dann, wenn Ihrem Gehirn nicht klar ist, ob es die Situation bewältigt. Ihr Gehirn entscheidet auf Grundlage der vorliegenden, bisherigen biografischen Informationen. Findet Ihr Gehirn in Ihrer Biografie annähernd vergleichbare Situationen, die nicht bewältigt wurden, schaltet es das Lampenfieber ein. Waren die damaligen Situationen extrem stressend, dann speichert Ihr Gehirn diese Situation wahrscheinlich als „niemals bewältigbar“ ab.

Das kann eine Situation aus der Schulzeit sein, wenn Ihre Mitschüler Verachtung zeigten. Vielleicht die Geburtstagsfeier, als Sie stolz DJane waren und bei der Ihnen die Technik einen peinlichen Streich spielte. Auch Situationen, die nicht unbedingt mit einem Vortrag oder einer Präsentation vergleichbar sind. Bei einer Kundin stellte sich heraus, dass es eine stressende Situation in ihrer Kindheit gab. Da erzählte sie freudestrahlend etwas und ihre Geschwister reagierten mit Sprüchen.

Weil die damalige Situation als „nicht bewältigbar“ abgespeichert ist, ist das Lampenfieber besonders stark. Ihrem Gehirn wäre es sehr recht, wenn Sie der Situation sofort aus dem Weg gehen (Flucht). Halten Sie dennoch den Vortrag, zieht das Gehirn sogar die allerletzte Notbremse und „stellt sich tot“, dann haben Sie einen Black Out.

Während Sie normales Lampenfieber selbst gut in den Griff bekommen, ist starkes Lampenfieber sehr hartnäckig. Hier kann ein Coaching gegen starkes Lampenfieber helfen.

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